Schon lange war es ein Traum unserer Vereinskollegin Silke einmal an dem „Haría Extreme Ultra Trails Event, Lanzarote“ teilzunehmen. Dieser findet seit einigen Jahren traditionell am 3. November -Wochenende in dem schönen kanarischen Örtchen der Insel statt.
November, eigentlich ein Monat im Jahr, wo die Off-Season schon beginnt und nicht mehr ein klassischer Wettkampfmonat vorherrschend ist.
Insofern kam für Silke (trotz „Traum“) bisher noch nicht ganz so der „Drive“ auf, sich für dieses Event anzumelden und dafür auf die Insel zu reisen.
Durch eine allerdings größere Verletzungspause gleich zu Beginn der Saison 2019 kam es dann doch eher aus einer Laune heraus dazu, dass Silke sich „endlich“ in diesem 2019 Jahr für diesen Wettkampf anmeldete, um die Saison etwas zu verlängern und die Möglichkeit wahrzunehmen.
Gesagt, getan! Und die Planung für ihren Traum wurde in Angriff genommen: Auf der Insel lebende Freunde wurden benachrichtigt, die sich auch sofort bereit erklärten, für die nötige Logistik um den Wettkampf herum zu sorgen. Insofern blieb nur noch der Flug zu buchen und ab ging es einen Tag vor dem großen Lauf auf die schöne Sonnen-Wind Insel.
Der Lauf selber lässt sich in vier verschiedenen Kategorien laufen: die „Starter-Distanz“ mit 13 km und ca. 500 Höhenmetern, die Halbmarathon-Distanz mit knapp 1000 Hm, die Marathon-Distanz und fast 2000 Hm und der eigentlichen Ultra-Trail mit ca. 98 km und etwas über 3000 Hm.
Für ihren in dieser Art ersten ganz originären Trail mit Ultra-Atmosphäre entschied Silke sich erstmal für die Halbmarathon-Distanz, um das Streckenprofil, die Atmosphäre und die doch „nicht ganz ohne angekündigten“ Höhenmeter einmal zu testen.
Angekommen dann auf der schönen Insel wurde sie von den „spanischen Freunden“ am Airport abgeholt und es ging sogleich zur Startunterlagen-Ausgabe. Schon hier zeigte sich die sehr gute Organisation, die die Logistik eines solchen Events in unberührter Natur und Landschaft doch mit sich bringen muss.
Zwar wurde artig die spanische Siesta (Startunterlagen-Abholung bis 13 Uhr und wieder ab 16:30 Uhr 😊) eingehalten, aber die Zeit dazwischen konnte man schon wunderbar auf der kleinen, sehr feinen Läufermesse verbringen und sich auch schon etwas für den großen Lauftag stärken. Nach der Mittagspause lief alles wieder wie am Schnürchen und Silke erhielt ihren gut sortierten Startbeutel, der auch schon wunderbare Goodies enthielt. Gleichzeitig wurde von allen Seiten geduldig Fragen nach Streckenausschilderung und Führung beantwortet. Schnell stellte sich nämlich auch heraus, dass scheinbar viele kanarische Ultra-Heimische an den Start der unterschiedlichen Disziplinen gingen und sich bestens auskannten. Aber auch aus weiteren Herren Länder trafen Läufer ein, so dass in der Schlange der Startunterlagen-Ausgabe ein sehr schönes Durcheinander von Sprachen herrschte: Vor Silke standen Kolumbianer & Spanier, dahinter Franzosen, Amerikaner und zwischendurch sogar chinesische und russische Nationalitäten. Aber allen wurde freudig und geduldig geholfen.
Danach musste natürlich noch Start und Ziel begutachtet werden, beide befanden sich für die Disziplinen 1-3 direkt in Haría. Die Ultras starten immer entweder im Timanfaya Nationalpark, in den Feuerbergen oder im südlichen Teil der Insel in Femés, aber immer in Begleitung einer traditionellen Kamelparade. Gerade Start und Ziel sind bei diesem Event wirklich schon Gänsehautfeeling pur – dazu aber später im Bericht mehr.
Nachdem Silke dann erstmal Köfferchen und Startbeutel verstaut hatte, hieß es gegen Abend doch endlich Füße hochlegen, zeitig schlafen gehen und ruhen. Dies geschah im Anschluss an den Genuss der traditionellen Pasta-Runde auf dem Marktplatz von Haría. Leider brauste zu dem Zeitpunkt der Insel-Wind wieder etwas auf und einige Gewitter entluden sich, also erstmal kein so gutes Wetter-Omen für den nächsten Tag. Neben der Pasta-Party lief aber noch eine gute und detaillierte Wettkampfbesprechung, die zwar auch in der Wettervorhersage für den nächsten Tag immer mal wieder Schauer voraussagte, aber auch wieder schöne, sonnige Abschnitte prophezeite.
Also doch etwas beruhigter ging es für Silke dann endlich zum frühen Abend (nachdem noch alles für den nächsten Morgen an Sachen vorbereitet wurde) „a la cama“. Durch die Nacht hindurch hielten sich die Gewitter noch etwas. Dies bedeutete auch, dass die Ultras, die schon in den sehr frühen Morgen Stunden auf ihre lange Reise gingen, leider erstmal im Regen starteten. Zum Glück beruhigte sich dann aber das Gewitter als es auch für die anderen drei Disziplinen zum Start ging.
Die Nacht war auch für Silke gut und pünktlich um 7:30 stand sie am Start-Bogen ihres Trail-Halbmarathon in aller Vorfreude, Erwartung, aber auch Aufregung, was da kommen möge. Der Startschuss für ihre Distanz sollte um 8:30 erfolgen. In Haría selber starten die Läufe zwischen 8h und 9h.
Dank ganz lieber Foto-Grüße, Telefonaten von den Freunden aus der Heimat, herzlich geliehenem Trinkrucksack (muchísimas gracias @Maria) und viel Motivation legte sich dann auch die Aufregung etwas bei Silke. Außerdem und dies muss wirklich erwähnt werden, war die Stimmung sogleich bombastisch. Die Spanier verstehen es, Party zu machen und einfach fröhlich zu sein. Auch an einem Samstag morgens um 7:30! Das ganze Dorf war da schon auf den Beinen und feierte die Läufer. Kurz vor dem Startschuss wurde dann auch eine eigens komponierte „Haría Extreme“-Hymne gespielt, womit jede Läufergruppe mit auf den Weg geschickt wurde, die wirklich Gänsehautfeeling versprach. Mit „diez, nueve, ocho,….uno“ und einer großen Konfetti-Kanone ging es auf den Lauf-Trail und die Strecke.
Getrieben durch diesen wunderbaren Start düste auch Silke los. Unkompliziert war man ohnehin links und rechts schon mit anderen Läufern ins Gespräch gekommen und schnell hatte Silke eine Gruppe gefunden, die gut vom Lauftempo her passte und fast den ganzen Lauf über zusammen blieb. Silkes größte Sorge war nämlich, dass sie sich „in the middle of nowhere“ der Vulkanberge und oder der langen einsamen Strände verlaufen könnte. Aber dies war durch diese tolle Gruppe schon mal ausgeschlossen. Jeder wechselte sich im Tempo machen ab und außerdem war die Strecke sehr gut mit Fähnchen ausgeschildert und markiert. Silke kann es wirklich immer nur wieder wiederholen: Organisiert war die Veranstaltung in jeglichen Belangen top und sehr professionell. Tatsächlich gab es dann auch alle 5 km kleinere Verpflegungsstände, die zwar aus Umweltgründen (immerhin bewegte sich der Lauf ja auch teilweise durch die Nationalparks und das Weltkulturerbe) keine „Vasos“ (Becher) anboten, aber man sich Wasser und Iso immer wieder selber in seine Trinkrucksäcke und Flaschen auffüllen konnte und auch mit Obst, Brot (yes!) und Salzkeksen versorgt wurde.
Die angekündigten 1000 Hm hielten auch definitiv ihre Ankündigung der Höhenmeter 😊 und es ging Kilometer um Kilometer durch große Steinberge (Klettern war ebenfalls an so manchen Stellen angesagt, zum Glück hatte Silke sich wohlweisslich ihre Radhandschuhe angezogen), krabbeln unter niedriggelegte Brücken, Flussbette, Vulkanasche (oh, Mann immer wieder dieses Zurückrutschen am Berg 😉) und durch vieeeel Sand….und quer durch Kakteenplantagen (gut, dass die langen Kompressions-Strümpfe bei Silke ebenfalls angezogen waren). Für die Kenner der schönen Insel Lanzarote: es ging weg von Haría Richtung Arrieta, den Tabaysco-Trail hinauf weiter über die Vulkanausläufer, hinein in die Trails Richtung Mirador, dort wieder hinunter und dann zurück nach Haría. Hinunter natürlich (und leider) auch (immer) wieder und tatsächlich stellte sich dies an dem Tag für Silke als die größte Herausforderung heraus. Das Wetter spielte zwar weitgehend mit (auch sehr gute sonnige Abschnitte), aber es gab auch immer mal wieder Regenschauer und viiiiel Wind. Gerade dies bedeutete bei den Bergabwärts-Passagen doch erhöhte Konzentration, um über Steine, Wurzelwerk und die Vulkanerde nicht zu stolpern, abzurutschen oder gar an den engen schmalen Passagen auf den Bergen herunterzufallen.
JEDOCH all‘ diese Mühen wurden belohnt durch eine mehr als tolle Landschaft! Naturschauspiele pur und fantastische Ausblicke jagten die anderen. Hinzu kam die tolle Teamarbeit unter den Läufern, die einfach so von jedem und selbstverständlich über alle Nationen hinweg gelebt wurde. An noch so jedem kleinen Dörfchen, wenn man dann mal kurz an einem vorbei kam, liefen die Menschen aus ihren Häusern und feuerten an….“Arriba Arriba y Venga Venga“. Zudem hatten Silke’s spanisch-deutsche Freunde, die sie per Live-Tracker „In the middle of nowhere“ verfolgt hatten, eine große Surprise für sie parat: Sie standen auf einmal auf dem Weg zur nächsten Anhöhe und es wurde erst recht angefeuert 😉. Was eine Überraschung!
Wenn da nicht dieses ständige Konzentrieren (wo tritt man am besten hin) gewesen wäre, hätte Silke noch weiter sooo gerne diese tolle Landschaft genossen. Mehr als glücklich, zufrieden und voll mit Eindrücken jeglicher Art lief sie nach etwas mehr als 3,5 h in Haría ins Ziel.
Was ein Tag und CORRIDA!
Definitiv eine Veranstaltung, die es mehr als wert ist, zu besuchen und teilzunehmen; immerhin kann durch die Einteilung der Distanzen auch jeder sein persönliches Ziel finden. Silke kommt wieder, auch im Monat November 😊.
Aber erstmal wurde der Tag für Silke mit einem leckeren spanischen Cena mit Gofio-Nachtisch noch gekrönt, bevor es dann am nächsten Tag, noch immer geflasht von den schönen Eindrücken, wieder zurück Richtung Heimat ging.
Bei der Abholung wartete auch ein anderer TreeTop: Tanja (und so viele liebe gute weitere TreeTop Wünsche, 1000Dank dafür!!)! Sie brachte Silke wieder vom Dörfchen Haría ins Dorf Bad Soden.
Auch dies ist die tolle TreeTop-Gemeinschaft, was sich in vielerlei Hinsicht in diesem Jahr 2019 ebenfalls erneut gezeigt hat. So wunderbar weitreichend und aufblühend wie die herrliche Landschaft Lanzarotes.
Alle für einen, einen für alle! Venga TreeTops!