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Radeinheit auf den Mont Ventoux

Von 29. September 2023Oktober 7th, 2023Radfahren8 Minuten Lesezeit

Am 1. Oktober startete unsere TreeTops Kollegin Silke einen Radausfahrt der legendären Art: Den Aufstieg und Abfahrt auf den Mont Ventoux.

Schon lange war diese „Bergeinheit“ ein Traum von ihr.

Tatsächlich bot sich diese dann Anfang Oktober für Silke, die sie dann spontan ergriff. Schon länger waren um dieses erste Oktoberwochenende ein paar Tage in der Provence anvisiert, die allerdings mit etwas familiären Umplanungen im Vorfeld noch nicht ganz sicher waren.

Schließlich ergab es sich dann doch, dass Silke sich auf den Weg in die Provence, in das kleine Bergdorf Sault am Fuße des Mont Ventoux am Freitag, den 29.09.23, machte.

Ruhig Samstagmittags ankommend genoss Silke erstmal das wirklich bezaubernde Bergdorf Sault, was durch eine wunderschöne kleine Bed & Breakfast Pension mit einer sehr zuvorkommenden Gastgeber Familie begleitet wurde.

Rad hatte Silke ja dabei und so konnte sie „Beine lockernd“ auch die umliegende Umgebung schon mal etwas erkundigen. Wobei diese Erkundung erstmal kurz ausfiel, denn in dieser Gegend heißt es wirklich immer auf oder ab von diversen Berghügeln und Silke hatte ja nach wie vor den Plan sonntags den Mont Ventoux anzugehen.

Auf dieser ersten kleinen Radausfahrt konnte sie sich aber schon mal mit dem Beginn des Weges und den örtlichen Begebenheiten auf den kommenden „Mont“ vertraut machen.

Was ihr noch etwas zu denken gab, war eine nette Getränke-Verkäuferin, die sie fragte, nachdem sie sich nach Silkes Vorhaben erkundigte: „Toute seule?“ auf den Berg, Silke nickte zustimmend (in dem Moment ging die Nachdenkphase los) denn die nette Dame meinte daraufhin: „Bonne Chance“.

Aber am nächsten Morgen, Sonntag, den 01.10.23, strahlte die aufgehende Sonne vom Himmel und um 07:45 saß Silke von ihrer netten Gastgeberfamilie gut gestärkt (und das berühmte Honigbrötchen dabei – aber mit Lavendel Honig !!) auf dem Rad und damit auf dem Weg zum Mont Ventoux.

Es gibt in der Tat drei verschiedene Auffahrten zum Mont.

Die klassische von Bédoin aus, eine von Malaucène aus und eben diese, für die Silke sich entschieden hat, von Sault. Auf dieser gilt es im Aufstieg 24,4 km mit einer durchschnittlichen Steigung von knapp 5% (Max 11% Steigung an der steilsten Stelle) und 1204 HM zu bewältigen.

Die ersten ca. 16 km sind auf den Strecken unterschiedlich, alle diese Wege kommen aber am Chalet Reynard auf 1419 HM zusammen, ab dem es dann für alle Radler heißt auf die letzten 6km des finalen Anstiegs zu gehen. Von Sault aus kommend ist es in der Tat die „längste“ Strecke hinauf.

Jedoch Silke hatte diese bewusst gewählt, da sich zumindest die ersten zu bewältigenden Höhenmeter etwas strecken. Zuerst geht es tatsächlich auch vorerst über Lavendelfelder, dann aber auch sogleich zur Öffnung der Passtrasse zum Berg.

Das Schild für die Passtrasse leuchtete an diesem Tag grün „Ouvert“ und somit konnte der erste Anstieg beginnen. Aber schon dieser war und ist ein Erlebnis für sich: Säumend von Waldgebieten links und rechts auf einer doch recht gut ausgebauten Straße und immer wieder die Aussicht in alle Richtungen lassen sich diese ersten Kilometer und Höhenmeter recht gut bewältigen.

Ausgeschildert ist erstmal weites gehend nichts, macht aber auch nichts, denn es gibt eigentlich nur diese Straße.

Von Kilometer zu Kilometer konnte Silke sich auch mehr und mehr erfreuen, der Berg gehörte ihr noch fast ganz alleine – noch so gut wie kein Auto, keine anderen Radler oder Motoradfahrer waren unterwegs. Insofern sind an diesen frühen Morgenstunden diesen Tags der Mont Ventoux und Silke fast alleine.

Es ging einzig hindurch durch kleine Passagen, wo mal ganz selten ein einzelnes Berghäuschen steht, sehr vereinzelt ein paar erste Camper auftauchen, aber mehr auch nicht.

Dann, nachdem sich diese ersten 16km des Anstieges bis Chateau Reynard eigentlich ganz gut bewerkstelligen ließen (ist wirklich sehr angenehm, dass sich diese ersten Höhenmeter etwas strecken), tauchte kurz vor dem Chateau Reynard zum ersten Mal die Spitze und das berühmte meteorologische Observatorium des Mont Ventoux vor Silkes Radbrille auf. Dies beflügelte natürlich erneut.

Und dann kam auch schon das Chateau Reynard. Silke machte einen kurzen Trink Zwischenstopp – mittlerweile waren ca. 1,5 hrs. seit Sault vergangen. Auch zwischendurch konnte Silke Trink-Zwischenstopp einlegen, da in der Tat auf der gesamten Wegstrecke immer wieder kleine Einbuchtungen, sogar richtige Picknickplätze, die penibel sauber gehalten werden, zu finden sind.

Zu erwähnen ist nämlich auch, dass die gesamte Gegend um den Mont Ventoux Nationalpark ist, die ebenfalls zu vielen Wanderungen, diversen MTB und auch Gravel Strecken einladen.

Und dann ging es los auf die berühmten 6km hoch zum Gipfel. Erst noch super beschwingt und lächelt in die ersten Kameras der professionellen Fotografen, die am Wegesrand stehen und die ersten quälenden Gesichter der ankommenden Radler festhalten, wurde Silke’s Gesicht dann doch auch etwas ruhiger, die Beine schwerer und der Atem schnaufender.

Aber immer beseelt von dem Gefühl, dass der Gipfel näher rückt und es Meter um Meter weniger zur Ankunft wird. Und es ging weiter bergauf: Vorbei am Denkmal der Grabesstätte von Tom Simpson, wo nochmal gehalten und innegehalten wurde und dann wieder aufs Rad.

Und gerade diese letzten 3-4 km zum letzten Anstieg haben es dann doch sehr in sich.

Silke hatte manchmal das Gefühlt fast am Berg zu stehen, statt zu fahren, aber es ging doch Tritt um Tritt weiter hoch. Diese letzten Kilometer liegen auch wirklich komplett frei.

Zum Glück hatte Silke an diesem Sonntag wirklich Königswetter erwischt und die Sonne brannte zwar, aber und das Wichtigste, es war kaum Wind. Denn wenn es auf diesem letzten Teilstück windet, ist es recht unangenehm, sich gegen diesen zu stemmen. Kurz vor dem Gipfel kommt nochmal ein sehr kleines grades Stück über eine kleine Bodenwende – das ist auch das Stück, wo die ersten Autos und Motorräder halten dürfen und dann wird für die letzten Meter nochmal alle Kraft gesammelt.

Und endlich die letzte große Rechtskurve hoch zum Gipfel, die es aufgrund ihrer knappen Einbiegung in sich hat, aber den berühmten Mont Ventoux Turm vor Augen sich fast von alleine fahren lässt.

Und juhu, dann so endlich oben angekommen auf 1910 Metern. Sofort wurde Silke von einer atemberaubenden, im Sonnenstrahl scheinenden Aussicht belohnt.

Zudem kamen sogleich Passanten, die einen beglückwünschten, sehr nett und auch sofort bereit waren Fotos von einem zu machen. Solch ein Ereignis muss natürlich in Bild, Ton und schriftlich fest gehalten werden. Immer wieder motivierend auf der Strecke waren auch die Kreideaufschriften zu sehen und zu lesen, die Tour de France Fahrer, aber auch andere Fahrer aufforderten nicht aufzugeben.

Und oben waren mittlerweile auch eine ganze Reihe anderer Radfahrer angekommen, teils aus Bédoin, teils auch aus Sault und man freute sich gegenseitig.

Pünktlich zum 2. Frühstück dann also auf dem Mont Ventoux, was ein Erlebnis! Silkes Rad‘ (übrigens ihr allererstes Rennrad von vor 22 Jahren) wurden auch erstmal ruhig hingestellt und bekam einen der berühmten Mont Ventoux Aufkleber.

Verpflegung gab es sogar auch in Form von Früchten und Brot am Berg zu kaufen. Natürlich hielt Silke hier erstmal inne und genoss die Aussicht. Gestärkt und wieder die Akkus etwas geladen, ging es dann wieder bergab. Dieses Mal zuerst gen Bédoin hinunter (durch nochmal prachtvolle Waldlandschaft, wo sich nun doch so einige weitere Radfahrer ebenfalls auf den Berg hoch kämpften) und dann wieder über ein noch weiteres anderes kleines Bergdorf für Silke zurück nach Sault.

Was ein Ereignis und der Berg strahlte auch in Sault noch in seiner ganzen Pracht. Definitiv ein neuer Lieblingsberg von Silke, der von ihr und wenn alles gesundheitlich gut läuft, nicht zum letzten Mal befahren wurde.

Noch ein paar Hintergrundinfos zum Mont Ventoux:

951 wurde der Mont Ventoux erstmals als Etappe der Tour de France befahren. Vom Gipfel ist bei gutem Wetter bis zum Mittelmeer und in der anderen Richtung bis in die Alpen zu schauen. Beim Aufstieg durchfährt man verschiedene Temperaturgerade, die wirklich sehr vom jeweiligen Tageswetter abhängen.

Auf dem Gipfel des Mont Ventoux steht seit 1882 das meteorologische Observatorium (Observatoire de la Météorologie nationale) mit vielen Sendeanlagen. Das Gebäude wurde 1966 erbaut und besitzt einen 42 Meter hohen Turm, der von einer 20 Meter hohen Antenne überragt wird.