Skip to main content

Aus dem Corona-Blues auf den Gipfel

Von 18. Oktober 2020Januar 20th, 2022Laufen, Radfahren, Wettkämpfe5 Minuten Lesezeit

Was macht man als aktiver Hobbysportler, wenn so alles anders ist als sonst? Es ist das Jahr 2020 und das Jahr ist dominiert durch Corona und die damit natürlich notwendigen verbundenen Vorsichtsmaßnahmen.

Jedoch wir wären nicht die aktive TreeTop Gruppe, wenn nicht viele von uns sich für dieses Jahr eigene kleine (leider derzeit sehr individuelle) Ziele gesetzt hätten. Und dies natürlich möglichst in freier Natur und in kleinen bis Mini-Gruppen. Oder tatsächlich mal etwas angeht, was man schon die ganze Zeit neben dem klassischen Triathlon vor Augen hatte: Über Trails wandern und laufen und dies nach Möglichkeit in den Bergen.

Und umso schöner, wenn so etwas auch noch ganz spontan geht. Dies dachte sich auch eine unserer Athletinnen und zögerte nicht lange als gute Freunde aus der Schweiz sie zu einer Corona-konformen Wanderung im Graubünder Kanton einluden. In einer Mini-Gruppe aus 5 Leuten sollte es in der Natur losgehen. Silke dachte sich nichts Ungewöhnliches dabei und für sich: „Ach, das wird ein netter Tag in den Wäldern der Schweizer Alpen werden und man kann sich frei bewegen und unterhalten.“ – Yep, so ungefähr 😉 wurde es dann auch und damit aber auch eine tatsächlich ganz persönliche Challenge für Silke, die weit über alle schönen Erwartungen hinaus ging: Die anderen vier „Wanderer“ sind sehr erfahrene Bergläufer in den so eben genannten Schweizer Alpen und bescherten Silke ein ganz besonderes sportliches Natur-Highlight des Jahres 2020 – mal auf eine ganz andere Art.

Hinauf ging es von Chur, hoch über den Dreibündenstein gen Feldis mit Tödi und wieder zurück. Belohnt wurde diese Wanderung mit einer atemmberaubenden Faunalandschaft, unglaublich abwechslungsreich mit allen Wetter-Tempi, die man sich an einem einzigen Tag denken konnte: Sonneschein bei strahlenden 20 Grad, Regen, Sturm, Schneegestöber und immer grossartigen Wasserquellen, die sich in unterschiedlichster Form an diesem Tag zeigten. Wie gut, dass es die Erfindung des „Anzieh/Auszieh-Zwiebelprinzip“ gibt! – und funktionelle Radkleidung auch für solche Aktionen eingesetzt werden können.

1000 Meter über der Alpenstadt Chur beginnt diese unvergleichlich schöne Panorama-Tour. Der Ausgangspunkt auf dem Hochplateau Brambrüesch ist dank schon einem sehr gut beschilderten Wanderweg von „unten“ aus oder via Bergbahnanschluss direkt aus dem Stadtzentrum erreichbar. Weitere 600 Höhenmeter gilt es dann erstmal bis zum Dreibündenstein zu überwinden.

„Beim Grenzstein der ehemaligen drei rätischen Bünde“ eröffnet sich ein grandioser Ausblick, welcher von den Hausbergen rund um Chur, Arosa und Lenzerheide bis zu den Glarner Alpen reicht. Eindrücklich zu erkennen, selbst bei nicht ganz so guter Schneesturm-Sicht auf dem Dreibündenstein, ist auch die „Gebirgsüberschiebung des UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona“. Weiter oben angekommen ist auch eine wunderschöne zweiteilige Panoramatafel (Furggabüel) zu finden, auf dieser  diese komplette umschließende Gebirgskette erklärt ist.

Der Abstieg, den man je nach Wetterlage noch über verschiedene Berggipfel in dieser traumhaften Landschaft wählen kann, geht hinunter ins Bergdorf Feldis. Dieser Abstieg selber führt durch eine reiche Alpenflora, welche an idyllischen Landschaften und Alpsiedlungen und dem malerischen Bergsee Leg Palus vorbeiführt. Zahlreiche, gut beschilderte Wege lassen dem Wanderer hier alle Möglichkeiten und Schwierigkeitsgrade des Laufens auswählen.  Begleitet wird auch all‘ dies immer wieder von neugierigen Kuhherden, deren Erscheinung man schon durch das große Kuhglockengeläut immer wieder hört. Zwischenzeitlich schlug das Wetter dann durch einen aufkommenden Schneesturm etwas um, so dass die kleine Wandergruppe mit Silke zwischendurch doch mal für eine Stunde recht zügig weitermarschierte, um nicht zu riskieren, dass ein Abstieg an diesem Tag nicht mehr möglich gewesen wäre. Aber schon nach dieser Stunde hatte sich das Wetter erneut verändert und der Abstieg im letzten Drittel konnte ganz gemächlich angegangen werden.

Ab Feldis kann man entweder mit der Gondelbahn nach Rhäzüns die Rückreise nach Chur antreten und überquert dabei in luftiger Höhe mit tollem Ausblick die Rhäzünser Rheinauen. Dadurch, dass Silke’s so stimmige Wandergruppe durch einige Umwege auf den verschiedenen Gipfel-Ornamenten zwischenzeitlich schon einige Stunden unterwegs war, und es schon in den späteren Nachmittag hinein ging, wo eine aufkommende Dämmerung nahte, entschied sich die Gruppe zielgerichtet den letzten Teil des Abstieges doch eher in direktem Angriff zu nehmen und nicht mit der Gondelbahn. Stärkend mit noch einem guten Schweizer Kaffee und einem Stück‘l Kuchen rückkehrend im Dorf ging es dann auf dem direkten Wege mit der Regionalbahn nach Chur zurück.

Durchaus ein mehr als gelungener Trail-Natur-Wandertag, der wirklich einmal ganz andere Muskeln des Körpers von Silke beanspruchte als in normalen Tri-Zeiten. Das Treppen-Heruntersteigen spürte Silke drei Tage später (in der Heimat mittlerweile wieder angekommen) noch zu gut. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht wurde sie an ihr ganz spezielles Ausdauertraining dann jeweils wieder erinnert. Definitiv eine Wanderung, die jedem zu empfehlen ist, da sie auch sehr individuell gestaltbar und eine wunderbare Alternative zum herkömmlichen Training darstellt.